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tiefes wissen

Hier lesen Sie Geschichten der Heilung und des inneren Wachstums. Es sind erlebte Erzählungen von Menschen, die in ihre Tiefenimagination gereist sind und von den Wesen ihrer inneren Bilderwelt durch Wachstumsprozesse begleitet wurden. Lassen Sie sich berühren von der Vielfalt und Tiefe der hier geteilten Geschichten. Vielleicht wecken sie in Ihnen den Abenteuergeist, selbst auch einmal den Blick nach innen zu richten und auf die Reise zu gehen…

10. November 2015

Hingabe

Reise vom 28. September 07
Puma kommt zu mir und schleckt mein Knie. „Ich brauche viel mehr Aufmerksamkeit von dir, du hast völlig auf mich vergessen“, sagt er.
Ich spüre, wie Recht er hat. Es tut gut, ihn so nahe bei mir zu fühlen. Bedächtig, so als hätte er alle Zeit der Welt, schleckt er über mein Knie.
„Was kann ich tun, um mein altes Muster gehen zu lassen, das mich zwingt, mich immer weiter voranzutreiben? Ich will es loslassen!“ sage ich mit Bestimmtheit.
„Mach genau, was ich mache. Gib deinem Knie Liebe.“


© Alessandra Maria

Also setze ich mich auf und halte mit beiden Händen mein Knie. Ich entschuldige mich bei ihm, dass ich wieder einmal zu schnell gelaufen bin und mich selbst überholt habe. Da löst sich aus ihm eine kleine Elfe mit zarten Flügeln. Sie fliegt zu Puma und setzt sich auf seine Nase. In ihrer kleinen Hand hält sie einen Zauberstab.
„Es hat mir sehr geholfen, dass du dich bei mir entschuldigt hast. Ich spüre deinen Respekt und deine Anerkennung. Nur deshalb konnte ich jetzt herauskommen und mich zeigen. Ich kann dir helfen, dein Muster gehen zu lassen.“
„Ist das wirklich möglich?“ frage ich aufgeregt.
„Alles, was du denken kannst, ist möglich. Deine Vorstellung und dein Glaube machen alles möglich“, antwortet sie mit einer klingelnden Stimme. „So einfach ist das. Du brauchst es nur zu tun.“
„Aber während ich bewusst etwas denke, denkt auch mein Unbewusstes vielleicht etwas Anderes und erschafft dieses, ohne dass ich es möchte“, entgegne ich.
„Genau. Aber das Diskutieren darüber bringt jetzt gar nichts. So kommen wir nicht weiter. Lass uns zum See gehen“, sagt die Elfe.

Wir machen uns auf den Weg. Puma trottet neben mir, die Elfe immer noch auf seiner Nase. Der See liegt unverändert da. Das Baby und die Frauen sind immer noch dort. Als wir näher kommen, blicken uns alle erwartungsvoll an. Die Elfe fliegt zum Baby und landet auf seinem kleinen Finger. Da lacht es. Es möchte, dass ich zu ihm komme. Puma bringt mich hin.

Das Weltenbaby nimmt mich in seine Arme und wiegt mich sanft. Es fühlt sich eigenartig an, von einem Baby im Arm gehalten zu werden, und doch ist es sehr schön. Ich spüre eine tiefe Vertrautheit und Nähe zu dem Baby, und ganz automatisch erlaube ich mir, kleiner zu werden und mich ganz in ihm zu verkriechen. Ich spüre, was für eine Last ich auf den Schultern trage, so als hätte ich zentnerschwere Pakete umgeschnallt. Selbst jetzt, wo ich so liebevoll gehalten werde, sind sie da und behindern mich.

Als ich mich umsehe, erkenne ich, dass die anderen Frauen auch solche Pakete auf Schultern und Rücken geschnallt haben. Die Pakete drücken hinunter, machen klein. Da verwandeln sich die Frauen in Käfer und versuchen weg zu fliegen. Sie schaffen es aber nur, ein Stück weit vom Boden abzuheben, straucheln, das Gewicht der Pakete ist zu groß, und sie stürzen in den See und ertrinken. Es ist grausam  anzusehen, wie sich der See mit Leichen von unzähligen Käfern füllt. Hoffnungslosigkeit, Müdigkeit und Erschöpfung lähmen mich. Schnell ist der See voller Kadaver. Keine einzige Frau ist mehr da. Ich spüre, dass auch ich keine Kraft mehr habe, sehe keinen Sinn. Das Gewicht erdrückt mich.
„Lass mich gehen“, wende ich mich an das Baby. „Ich will nicht mehr. Es ist so schwer. Es zieht mich hinunter zu den anderen im See. Ich will es auch hinter mir haben“.



© Autumn Sky Art

Da lässt mich das Baby sanft in das Wasser des Sees gleiten und blickt mich liebevoll an. Dankbar fühle ich, wie das Wasser meinen Körper umschließt. Es ist gut, hier zu sein. Zu wissen, dass alle Käfer tot sind. Alle haben aufgegeben. Niemand mehr da, der antreibt. Gäbe es auch nur einen einzigen lebendigen Käfer, alles würde wieder von vorne beginnen. Aber es sind alle tot. Ich auch. Und das tut so gut.

Aus dem Haufen toter Käfer erhebt sich eine goldene Kuppel sternförmig angeordneter Bögen, die in der Mitte spitz zusammenlaufen. Es sieht aus wie ein Stupa, der aus dem See wächst. Wie eine Insel erhebt er sich aus der Mitte der Kadaver. Als er zum Stillstand kommt, sind die Bögen zusammengewachsen und bilden eine geschlossene goldene Oberfläche. Ich erkenne einen schmalen Pfad, der vom Ufer zu der Insel mit dem Stupa führt.

Die Elfe fliegt voran, hinter ihr folgen Puma und ich. Als wir den schmalen Pfad hinter uns gelassen haben, erreichen wir Steinstufen, die zum Stupa führen. Es ist totenstill. Die Zeit steht still. Jeder Augenblick unendlich.

Der Stupa pulsiert in goldenem Licht als wäre er ein eigenes Wesen mit einem eigenen Puls, den er in die Welt hinaussendet. Ich spüre, wie meine Zellen darauf reagieren und ihre Schwingung verändern. Mittlerweile sind alle Tiere auf der Insel angekommen. Das Baby beobachtet die Szene vom Ufer aus. Manta aus dem achten Chakra schwebt direkt über dem Stupa. In ihm spiegelt sich die Szene nach oben.

Plötzlich bin ich weit außerhalb, beobachte aus einiger Entfernung, wie die ganze Szenerie in sich zusammenschrumpft und da, wo vorher der See war, als Kristallkugel in einer Mulde zu liegen kommt. Das Baby nimmt die Kugel in die Hand und hebt sie hoch. Es wird kleiner, und da, wo sein Körper eben noch große Teile des Sees eingenommen hatte, kann sich dieser nun wieder mit Wasser füllen.

Das Baby reicht mir die Kugel und lächelt mich an. Ich nehme sie mit beiden Händen und weiß intuitiv, dass ich sie in mein Herz legen soll. Als ich die Kugel an meinen Brustkorb halte, öffnet sich dieser wie von selbst und nimmt sie auf. Ich spüre eine starke Kraft von ihr ausgehen, die meinen ganzen Körper erfüllt. Vom Herzen aus kann ich sie überall in meinen Körper schicken, um sie wirken zu lassen.
Die Kraft der Kugel in meinem Herzen pulsiert in ihrem eigenen Rhythmus. Deutlich unterscheidbar von meinem eigenen Herzschlag. Ich schicke sie in meine Gebärmutter, und sofort spüre ich, wie die goldene Energie in meinem Körper nach unten wandert. Je näher sie der Gebärmutter kommt, um so bewusster werde ich mir, dass sich diese wie mumifiziert anfühlt. Als wäre sie stehen geblieben in der Zeit. Der lebendige Puls der Kugel belebt nun diesen Raum in mir wieder mit Liebe. Ich spüre eine tiefe Dankbarkeit.

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